Angewandte Sanierungsverfahren im Bereich des Kanalnetzes der Gemeinde Ense

1. Offene Bauweise
Die Verlegung der Abwasserleitungen erfolgt in der Regel in der „Offenen Bauweise“. Dies ist notwendig, wenn der vorhandene Kanal nicht mehr den hydraulischen Erfordernissen entspricht oder der bauliche Zustand so schadhaft ist, dass eine Sanierung im Inlinerverfahren ausgeschlossen werden muss.

Vorgehensweise bei der „Offenen Bauweise“

  • Graben ausheben
  • Alten Kanal abbrechen oder verdämmen
  • Neuen Kanal auf entsprechende Bettung unter Verwendung von Verbau oder Anlegen einer Böschung verlegen
  • Lagenweise Verfüllen und Verdichten des Kanalgrabens
  • Herstellen der Oberflächen

2. Geschlossene Bauweise (Inlinersanierung)
Die Sanierung der Abwasserleitungen durch das Inlinerverfahren hat in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung zugenommen, da gleich gute Eigenschaften und Lebensdauern wie bei Neurohren erlangt werden können. Dies aber  zu meist geringeren Kosten. Das Inlinerverfahren wird eingesetzt, um die Wasserdichtheit herzustellen, als Korrosionsschutz, Vermeidung des Einwuchses von Wurzeln, Rissbildung eindämmen usw.

Vorgehensweise bei der „Geschlossenen Bauweise“

Inliner - Aufbau und Installation

1. Aufbau der in der Gemeinde Ense eingebauten Liners
Nach einem patentierten Verfahren wird aus verschiedenen Glasfaserkomplexen ein nahtloser Schlauch gefertigt. Das Glasmaterial wird im Herstellerwerk unter optimalen Bedingungen mit einem UV-Lichthärtendem Harz getränkt (ISO-NPG Polyester oder Vinylester). Der Schlauch wird bei der Fertigung, dem Transport und während des Einbaus durch eine styroldichte Außen- und Innenfolie geschützt. Während die Außenfolie den Schlauch bei der Produktion von seiner Umgebung abschirmt (unnötige Styrolabgaben am Arbeitsplatz werden verhindert), versiegelt die Innenfolie die innere Oberfläche des Schlauches bei der UV-Lichtaushärtung zur Aushärtequelle hin. Somit wird ein Durchdringen von Wasser (Außenseite) oder von Druckluft (Innenseite) in das noch nicht ausgehärtete Laminat zuverlässig vermieden.

2. Baustelleneinrichtung und vorbereitende Maßnahmen
In dem folgenden Beispiel wird die Sanierung einer Steinzeugleitung mit dem Liner System dargestellt. Dieses Verfahren gehört zur Gruppe des Schlauchrelinings.

Das Kanalrohr ist außer Betrieb gesetzt, gereinigt, von allen Abflusshindernissen befreit und kalibriert. Bei den zu behebenden Schäden handelt es sich hauptsächlich um Risse, Scherbenbildung und undichte Rohrverbindungen.

3. Die Baustellenausrüstung

  • 1 Lastwagen (Aushärtefahrzeug) mit Steuer,- und Kontrollkonsole, Computer für die Dokumentation der Qualitätsdaten, Kabelwinde, Stromerzeuger und UV-Licht-Lampenzug
  • 2 Begleitfahrzeuge für den Transport der zusätzlichen Ausrüstung, mit Sozialräumen, einem UV-Lichtschutzzelt und dem werksseitig harzimprägniertem Schlauch (Liner)
  • 1 Kompressor
  • 1 Winde
  • 1 Trommel mit PE-Folie (Preliner)

Die Winde und die Trommel mit der PE-Schutzfolie werden über dem Zielschacht installiert und eine Umlenkrolle wird im Schacht befestigt. Das Aushärtefahrzeug wird vor dem Startschacht positioniert, so das die Lampen in den Schacht herunter gelassen werden können.

4. Installation des Liners
Zuerst wird das Stahlseil zusammen mit der PE-Schutzfolie durch das Rohr bis zum Startschacht gezogen. Die PE-Folie liegt auf dem Boden des zu sanierenden Rohrs, um den Liner beim Einzug vor Schäden zu schützen. Außerdem dient sie als Gleitfolie zur Reduzierung der Reibungskräfte zwischen dem Liner und dem Altrohr. Zum weiteren Schutz sind die Schachteingänge mit PE-Kragen ausgestattet.

5. Einzug des Liners
Der Liner wird lichtgeschützt auf einer Palette oder in einer Transportkiste angeliefert und am Startschacht plaziert. Als weiterer Schutz dient ein UV-Lichtschutzzelt, das über den Startschacht aufgebaut wird, um eine vorzeitige Polymerisation des Harzes zu verhindern.

Im UV-Lichtschutzzelt wird die Kiste geöffnet und der Liner mit dem Seil der Winde verbunden. Der Liner wird nun mit Hilfe der Winde bis zum Zielschacht eingezogen.

6. Kalibrierung und Aushärtung
Die Linerenden in den Schächten werden mit Packern verschlossen. Diese speziellen Systeme zur Abdichtung sind mit auswechselbaren Verschlußkappen ausgerüstet, die eine Durchführung des Zugseils und des Versorgungskabels zulassen. Der Lampenzug wird in den Startschacht hinabgelassen und in den Liner eingeführt. Dort wird der Lampenzug mit dem Zugseil befestigt, das bereits werksseitig im Liner platziert wurde. Der Liner wird mit Druckluft bei min. Druck von 0,5 bar "aufgeblasen" und somit gegen die Altrohrwandung gedrückt (Kalibrierung). Die harzgetränkten Glasfasermatten im Liner sind überlappend angeordnet und so arrangiert, dass die Überlappungen bei der Dehnung abgleiten. Nach der Kalibrierung wird die UV-Lichtquelle durch den Liner gezogen. Dabei kann das Innere, des noch nicht ausgehärteten Liners, mit einer Infrarot-Kamera kontrolliert werden. Diese Inspektion kann auch aufgezeichnet werden. Bis zu zwölf UV-Licht-Strahler können von der Steuerkonsole im Aushärtefahrzeug eingeschaltet werden. Die UV-Licht-Strahler starten den Aushärteprozeß des Liners. Die Lichtquelle wird gleichmäßig mit einer genau definierten Geschwindigkeit durch den Liner gezogen. Alle wichtigen Qualitätsdaten werden mit Hilfe eines Computers aufgezeichnet.

7. Abschließende Maßnahmen
Nach der Aushärtung wird die Innenfolie aus dem Liner entfernt und die Enden bündig zum Schacht abgeschnitten. Anschließend wird eine Dichtheitsprüfung durchgeführt. Danach können die durch die Sanierung vorübergehend verschlossenen Zuläufe sofort wieder mit Robotertechnik geöffnet werden. Als letztem Schritt wird die Wasserhaltung abgebaut und die Baustelle geräumt.

Ihre Ansprechpersonen

Herr Uwe Schürmer

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Herr Frank Sörries

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